Leider metastasiert das Prostatakarzinom relativ häufig, bevorzugt in das Skelettsystem.
Wenn bereits Chemotherapien mit dem Standard-Chemotherapeutikum Docetaxel durchgeführt worden sind und durch Hormonbehandlung de facto eine Kastration stattgefunden hat bzw. tatsächlich beide Hoden entfernt wurden, dann bleibt eigentlich nicht mehr viel an Therapiemöglichkeiten übrig.
In solchen Fällen spricht man vom metastasierten kastrationsresistenten Prostatakarzinom (mCRPC) nach Doxetacel-Versagen.
2010 wurden die Studienergebnisse der Chemotherapiesubstanz Cabazitaxel veröffentlicht, die bei Patienten in Fällen von mCRPC geprüft wurde. Als Vergleichssubstanz wurde das Chemotherapeutikum Mitoxantron gewählt.
Durch die neue Substanz Cabazitaxel konnte das mediane Überleben (Anm. d. Red.: der Zeitpunkt ab Diagnosestellung bis zum Tod) um 2,4 Monate gesteigert werden. Unter Mitoxantron betrug das mediane Überleben 12,7 Monate, unter Cabazitaxel 15,1 Monate. Dieses Mehr an Überlebenszeit wurde jedoch durch ein deutlich höheres Nebenwirkungsspektrum erkauft. So trat unter Cabazitaxel eine Neutropenie (Leukozyten unter 2.000) deutlich häufiger und mit stärkeren Symptomen (Grad III + IV) auf.
Meine persönliche Meinung dazu: Bei einem derart weit fortgeschrittenen Prostatakarzinom sollten sich therapeutische Bemühungen vorwiegend an dem Ziel orientieren, die Lebensqualität für den Betroffenen zu erhöhen. Dazu gehört eine effektive Schmerztherapie. Die verbleibende Lebenszeit mit nebenwirkungsreichen Chemotherapien qualitativ einzuschränken ist der falsche Weg.
In den veröffentlichten Studien zu Cabazitaxel wird mit einem signifikanten Überlebensvorteil von lediglich 2,4 Monaten geworben. Die häufigen und schweren Leukopenien (die weißen Blutkörperchen sacken unter 1.000) führen zu Nebenwirkungen, die oftmals in der Klinik behandelt werden müssen (Antibiotika-Infusionen, fiebersenkende Therapiemassnahmen etc.). Um das Absinken der Leukozyten bei dieser Art von Chemotherapie zu verhindern, gehen einige Onkologen jetzt dazu über, schon prophylaktisch (vorsorglich) einen Wachstumsfaktor für die Entwicklung der Leukozyten zu spritzen (G-CSF). Unter dieser kostspieligen Begleittherapie soll die Nebenwirkungsrate geringer ausgeprägt sein. (Winfried Miller)
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