Es ist unbestritten: Schlafmittel werden vor allem von älteren Frauen eingenommen.
Warum ist das so?
Eigentlich ganz einfach. Unser „Gesundheitsbezahlsystem“ lässt einem hausärztlich tätigen Kassenarzt nur wenige Minuten pro Patient. Wie sollen in diesen wenigen Minuten die Hintergründe für Schlafstörungen hinterfragt werden? Was macht der Arzt? Er lässt ein zeitaufwändiges Gespräch erst gar nicht aufkommen und greift nach wenigen Minuten zum Rezeptblock oder zur Musterpackung.
Was sind die Hintergründe für die Verordnung von Psychopharmaka bei älteren Frauen?
Bei älteren Frauen werden deutlich häufiger Depressionen, Angststörungen und andere psychische Erkrankungen diagnostiziert.
Sie erhalten deshalb vom Hausarzt (meistens die erste Anlaufstelle) häufiger Antidepressiva und Beruhigungsmittel (siehe oben). Anfänglich vielleicht noch pflanzliche Mittel, wem das nicht hilft, erhält etwas „Wirksameres“. Bei den Beruhigungsmitteln sind das dann meistens Benzodiazepin-Abkömmlinge, die bereits nach wenigen Wochen eine Abhängigkeit verursachen. In Deutschland soll es bereits 2 Millionen Benzodiazepin-Abhängige geben.
Jetzt könnte man argumentieren, dass ein Hausarzt unter Zeitnot derartige Patientinnen dann doch bevorzugt zum Nervenarzt (Psychiater, Psychotherapeuten) überweisen sollte. Macht er auch (gelegentlich), nur die Wartezeiten auf einen Termin bei dieser Facharztgruppe liegen inzwischen im Bereich von mehreren Wochen und Monaten. Das ist also auch keine Lösung bei dem Leidensdruck und der großen Erwartungshaltung der anwesenden Patientin. Was macht der Arzt? Er schreibt ein wirksames Beruhigungsmittel auf oder er greift zur „Wochenspritze“ (nicht selten mit den bekannten Nebenwirkungen).
Und so schließt sich der Kreis; die Frage für die Gründe der zunehmenden Psychopharmaka-Abhängigkeit kann jeder nachvollziehen. Es sind „Ruhigstellmittel“ und keine echten „Hilfsmittel“.
Aktuelle Arbeiten haben gezeigt, dass bei Schlafstörungen der Kortisolspiegel im Blut erhöht ist. Sind Schlafstörungen dann evtl. die Folge einer Stressreaktion? Lassen Sie bei Ihrem Arzt das Kortisoltagesprofil feststellen. Dazu wird er ihnen ein spezielles Testkit zum Sammeln von Speichel- und Urinproben aushändigen. (Winfried Miller)