Wie häufig sind Knoten in der Schilddrüse?
Bis zu 55% der Männer und bis zu 65% der Frauen in Deutschland haben Knoten in der Schilddrüse.
Da heutzutage häufiger Schilddrüsen-Ultraschalluntersuchungen durchgeführt werden, werden diese Knoten deutlich häufiger diagnostiziert.
Ca. 85% dieser Knoten haben keine hormonelle Bedeutung, d.h., sie sind funktionell inaktiv. Diese Patienten haben keine Unterfunktion (Hypothyreose) oder Überfunktion (Hyperthyreose) der Schilddrüse. Die Schilddrüse dieser Patientengruppe sollte aber regelmäßig mittels Ultraschall kontrolliert werden. Nur bei maximal 5% dieser Patienten liegt ein Schilddrüsenkarzinom vor.
Wie kann man das Schilddrüsenkarzinom rechtzeitig entdecken?
Es gibt grundsätzlich zwei Untersuchungsabläufe:
1. Anamnese (= Patientengeschichte), klinische Untersuchung der Halsregion und Labor. Wenn es bei diesen Voruntersuchungen Hinweise auf Abweichungen gibt, dann kommt als nächster Schritt Nr. 2.
2. Hochauflösender Schilddrüsen-Ultraschall (-Sonographie) mit Duplexsonographie
3. Feinnadelpunktion der Schilddrüse
Zu 1.
• Wenn die Schluckverschieblichkeit von Knoten der Schilddrüsen oder der ganzen Schilddrüsen nicht mehr vorhanden ist, spricht das eher für ein bösartiges Geschehen.
• Ein Druckschmerz spricht eher für eine Entzündung oder ein Abszeß der Schilddrüse.
• Wenn in der Familiengeschichte bereits Schilddrüsenkrebs aufgetreten ist, dann muss im aktuell vorliegenden Fall dieser Tatsache nachgegangen werden bis das Gegenteil bewiesen ist.
• Wenn in der Patientengeschichte eine zurückliegende Strahlentherapie des Kopf-Hals-Bereichs berichtet wird, dann spricht das ebenfalls für ein bösartiges Zweittumorgeschehen, bis das Gegenteil bewiesen ist.
• Alter unter 14 Jahren und über 70 Jahren sind Indikatoren für ein malignes (bösartiges) Geschehen
• Knoten, die relativ schnell wachsen, sind i.d.R. bösartig
Bei der Laboruntersuchung müssen immer die drei Parameter TSH, fT3 und fT4 bestimmt werden.
Wenn beim Ultraschall der Verdacht auf eine Autoimmunthyreoiditis vorliegt (z.B. Hashimoto-Thyreoiditis), dann sollten die drei Antikörper TPO, TRAK und TAK mitbestimmt werden.
Bei jedem funktionell inaktiven Schilddrüsenknoten (85% aller Schilddrüsenknoten!) sollte Ihr Arzt im Labor das Calcitonin bestimmen lassen. Warum? Weil eine seltene Form des Schilddrüsenkarzinoms (medulläres Karzinom) hohe Calcitonin-Werte produziert und dieser Laborwert dann auch als Tumormarker dienen kann.
Zu 2.
Bei der hochauflösenden Schilddrüsen-Ultraschalluntersuchung wird neben der Strukturanalyse der Schilddrüsenknoten auch die Härte der Schilddrüsenknoten bestimmt (= Elastographie) und natürlich auch nach vergrößerten Lymphknoten geschaut.
Wenn im Ultraschall kleine Verkalkungen innerhalb der Schilddrüsenknoten (Mikrokalzifizierungen) festgestellt werden und die Knoten unscharf begrenzt sind, dann deutet das auf ein malignes (= bösartiges) Geschehen hin. Wenn sich in der Summe aller Befunde (klinische Befunde und Ultraschallbefunde) ein mittel- bis hochgradiger Verdacht eines Krebsgeschehens ergibt und der Knoten mindestens 1,0 cm groß ist, dann wird eine Feinnadelbiopsie durchgeführt. Wenn die Knoten 1,5 bis 2,0 cm groß sind und die erhobenen Befunde bis dahin eher für eine geringe Krebswahrscheinlichkeit sprechen, wird aus Sicherheitsgründen trotzdem eine Feinnadelbiopsie vorgenommen.
Vor jeder Feinnadelbiopsie muss eine Schilddrüsen-Szintigraphie vorgeschaltet werden um einen „heißen Knoten“ (Hyperfunktionalität) auszuschließen. Grundsätzlich wird die Schilddrüsen-Szintigraphie bei allen sonographisch (=per Ultraschall) festgestellten Knoten über 1,0 cm Größe empfohlen, auch dann, wenn die Schilddrüsenhormone in der Norm sind.
Wenn alle Untersuchungen für ein bösartiges Geschehen in der Schilddrüsen sprechen, dann ist der erfahrene Chirurg mit seinem spezialisierten Team gefragt. Schilddrüsen-Chirurgie ist ein Spezialgebiet innerhalb der Chirurgie.
Bei Bedarf nenne ich Ihnen gerne ein Spezialzentrum in Ihrer Nähe.