Jedes Jahr erhalten in Deutschland ca. 70.000 Männer die Diagnose Prostatakrebs. In 80% der Fälle werden sich bei diesen Männern im Laufe der Erkrankung Knochenmetastasen entwickeln. Dass bei derart vielen Prostatapatienten Knochenmetastasen nachweisbar werden, sollte genug Anlass sein, um die bisherigen Therapie-Strategien kritisch zu überdenken. Ein Armutszeugnis!
Wenn im Laufe der Prostatakrebs-Erkrankung der Verdacht auf Knochenmetastasen gestellt wird, kann eine Knochenszintigraphie zur Diagnosesicherung durchgeführt werden. Knochen-Scans sind der Goldstandard bei Patienten, die bisher noch keine Anti-Hormontherapie (Anti-Androgentherapie) erhalten haben. Das Ergebnis der Knochen-Scans hat vor allem auch prognostische Bedeutung für das weitere Überleben.
Wenn Patienten bereits eine Anti-Hormontherapie erhalten bzw. schon nicht mehr auf diese Therapie ansprechen (Kastrationsresistenz), dann lassen sich die Knochen-Scans angeblich nicht mehr sicher interpretieren; eine prognostische Aussage ist unsicher.
Um das Dilemma für diese Patienten mit fortgeschrittenem Krankheitsstadium zu beheben, wurde bereits 1997 der Bone Scan Index (BSI), als Messwert für das Ausmaß der Knochenmetastasierung, eingeführt. Der BSI definiert den prozentualen Anteil der Knochenmetastasen an der Gesamt-Knochenmasse.
Der BSI liefert im fortgeschrittenen Krankheitsstadium bessere prognostische Aussagen hinsichtlich der Überlebenschancen als der PSA-Wert. Je höher der BSI, desto ungünstiger die Prognose für den Patienten.
Wenn bei Ihnen aktuell eine Knochen-Szintigraphie durchgeführt wird bzw. bereits durchgeführt wurde, dann bitten Sie den Nuklearmediziner um eine Aussage hinsichtlich des BSI. Mag im ersten Moment etwas umständlich für die Kollegen sein, aber prinzipiell sollte dieser Index berechenbar sein.
Sprechen Sie mich in meiner Sprechstunde auf dieses Thema an (Winfried Miller)