Was ist das?
Dabei handelt es sich um Unverträglichkeitsreaktionen auf bestimmte Lebensmittel/Nahrungsmittel.
Die durch den Verzehr der Lebensmittel ausgelösten körperlichen Beschwerden/Reaktionen sind meist uncharakteristisch.
Der betroffene Körper ist nicht in der Lage, Bestandteile der Nahrungsmittel zu verdauen, diese abzubauen, in den Zellen zu verstoffwechseln.
Intoleranzen sind in der Regel nicht angeboren, sondern sie entstehen aufgrund verschiedenster Lebensumstände im Laufe des Lebens.
Weltweit sollen ca. 2% aller Menschen eine Nahrungsmittel-Intoleranz haben. Die Wenigsten können die verantwortlichen Lebensmittel eindeutig benennen. Dabei sind mehr Erwachsene als Kinder davon betroffen.
Am häufigsten werden Intoleranzen gegenüber Zuckern beobachtet; Milchzucker (Laktose), Fruchtzucker (Fruktose) und Sorbitol (ein Zuckeraustauschstoff; oft in Kaugummi) stehen an erster Stelle.
In Deutschland sollen ca. 15% der Bevölkerung von einer Milchzucker-Unverträglichkeit betroffen sein, gefolgt von einer Fruchtzucker-Unverträglichkeit sowie einer Unverträglichkeit von Histamin-haltigen bzw. Histamin-freisetzenden Lebensmitteln (Histaminintoleranz).
Welche Symptome treten bei einer Nahrungsmittel-Intoleranz nach dem Essen auf?
Bauchschmerzen, Blähungen, Durchfall, Übelkeit, Kopfschmerzen sind die häufigsten Symptome. Diese sind so wenig charakteristisch für eine Nahrungsmittel-Unverträglichkeit, dass viele Betroffene lange Zeit gar nicht daran denken, dass die Ursache für die wiederkehrenden Symptome eine Unverträglichkeit gegenüber Lebensmitteln sein könnte.
Treten Beschwerden in unmittelbaren Zeitraum nach der Essenaufnahme auf, z.B. Zungenbrennen oder ein Anschwellen der Mundschleimhäute und Lippen, dann kann am ehesten ein direkter Bezug zum Lebensmittel hergestellt werden.
Weitere Symptome sind:
ausgeprägte Müdigkeit nach dem Essen
Gereiztheit
Hautausschläge
Kreislaufbeschwerden
Muskel-/Gelenkschmerzen
Bei Kleinkindern mit einer sogenannten Gedeihstörung wird der untersuchende Arzt sehr schnell an eine Unverträglichkeit auf Nahrungsmittel denken
Welches sind die möglichen Ursachen für eine Lebensmittel-/Nahrungsmittel-Intoleranz?
Erworbene Unfähigkeit des Organismus, bestimmte Nahrungsbestandteile zu verdauen, zu resorbieren, zu verstoffwechseln
Wenige Risikofaktoren für eine Entstehung einer Nahrungsmittel-Intoleranz sind bekannt:
Chronische Erkrankungen der Verdauungsorgane (Magen-Darm-Erkrankungen)
Die Nahrungsmittel-Intoleranzen lassen sich unterscheiden in
Malabsorption
Hierbei können Nahrungsbestandteile nach der Zerkleinerung im Magen-Darm-Trakt nicht oder nur teilweise durch die Darmwand in den Organismus gelangen. Beispiel: Fruchtzucker-Intoleranz
Enzymdefekte auf der Ebene der Darmschleimhaut
Es fehlen ausreichende Mengen an speziellen, aktiven Enzymen in der Darmschleimhaut. Die Nahrungsbestandteile können nicht enzymatisch aufgespalten werden, so dass die vorverdauten Nahrungsbruchstücke zu groß sind für den Transport durch die Darmschleimhaut in den Organismus. Beispiel: Milchzucker-(Laktose)-Intoleranz; hier fehlt das Enzym Lactase.
Bei der Histamin-Intoleranz fehlt in der Darmschleimhaut das Enzym DAO (Di-Amino-Oxidase). Histaminhaltige Lebensmittel (Rotwein, Käse etc.) bzw. Histamin-freisetzende Lebensmittel (sog. Histaminliberatoren; z.B. in Ananas), lösen nach dem Verzehr mannigfaltige Beschwerden aus.
Unverträglichkeiten durch chemische Substanzen in Lebensmitteln
Hierunter versteht man das Vorhandensein von chemisch definierten Substanzen, wie z.B. Serotonin in Nüssen und Bananen, Phenylathylamin in hochprozentigen Kakao-Schokoladen, Tryptamin in Tomaten, Tyramin in reifem Käse. Der Verzehr größerer Mengen derartiger Lebensmittel kann theoretisch den Organismus jedes Gesunden überfordern.
Pseudoallergien
Hier reagiert der Körper ähnlich wie auf eine „echte“ Allergie; es fehlen jedoch die allergie-typischen IgE-Antikörper im Blut. Die Symptome einer Pseudoallergie können vielfältig und zeitlich verzögert sein, so dass selten der Zusammenhang mit dem Essen hergestellt wird. Die klassischen Hauttests zur Diagnosefindung versagen bei diesen Pseudoallergien.
Wie kann die Diagnose Nahrungsmittel-/Lebensmittel-Intoleranz gesichert werden?
Ausschluss einer „echten“ Nahrungsmittelallergie durch Bestimmung und Differenzierung von IgE im Blut (geht schnell) oder durch einen Hauttest (ist unangenehm und dauert)
H2-Atemtests zum Nachweis einer Laktose- und/oder Fruktose-Intoleranz
Bluttest und/oder Stuhltest zum Ausschluss eines DAO-Mangels (Histamin-Intoleranz)
Provokationstests
Hierbei muss der Betroffene für 4 Wochen auf alle Lebensmittel verzichten, auf die er „wahrscheinlich, aus bisheriger Erfahrung“ reagiert.
Danach wird immer nur eines der „verdächtigten“ Nahrungsmittel gegessen und abgewartet, ob ein Symptom auftritt. Das kann sehr lange dauern, bis die auslösenden Lebensmittel identifiziert werden können.
Welche therapeutischen Möglichkeiten gibt es ?
Die durch einen Labortest (IgG und IgG4) identifizierten Lebensmittel müssen konsequent für einen definierten Zeitraum gemieden werden.
Bei Laktose-Intoleranz (Milchzucker-Unverträglichkeit)
Nur selten ist eine strikte Laktose-freie Ernährung notwendig. Durch ausprobieren muss die individuelle Toleranzschwelle herausgefunden werden.
Joghurt-Produkte sind meist besser verträglich als unbehandelte Milch.
Es gibt Kapseln mit dem fehlenden Enzym Laktase. Leider kein Arzneimittel sondern ein Nahrungsergänzungsmittel. Das Internet ist voll davon.
Bei Fruktose-Intoleranz (Fruchtzucker-Unverträglichkeit)
Versuchen Sie herauszufinden, wie viel Fruchtzucker Sie ohne „Hilfsmittel“ tolerieren.
Wenn Sie die individuelle Grenze kennen, dann nehmen Sie zu jedem Fruchtzucker-haltigen Lebensmittel eine wässrige Glukose-Lösung dazu (reine Traubenzucker-Lösung). Traubenzucker (Glukose) „schleppt“ die Fruktose durch den Darm in den Körper und unterstützt somit die Resorption von Fruchtzucker.
Bei Histamin-Intoleranz (Histamin-Unverträglichkeit)
1. Vermeiden Sie konsequent Lebensmittel, die Histamin beinhalten bzw. Histamin an den Darmzotten freisetzen können (sog. Histamin-Liberatoren)
Eine Zusammenstellung dazu finden Sie hier
2. Da es sich nicht immer vermeiden lässt, histaminhaltige Lebensmittel zu verzehren, sollten Sie immer Kapseln mit dem fehlenden Enzym „DAO – Diaminooxidase“ dabeihaben. Der Klassiker ist DAOSIN (Link)
Meiden Sie Fertignahrungsmittel; bevorzugen Sie die Zubereitung frischer Mahlzeiten (wenn möglich!).
(Winfried Miller)