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Lähmende Müdigkeit – Wie sollte Ihr Arzt das abklären?

Wenn Sie sich mit dem Beschwerdebild einer „lähmenden Müdigkeit“ bei Ihrem/Ihrer Arzt/Ärztin vorstellen, dann sollte Ihr Arzt/Ärztin Zeit für Sie haben. Denn, die Diagnostik ist sehr umfangreich und nicht in 3-5 Minuten erledigt.

Bei dem Symptom „lähmende Müdigkeit“ sollten verschiedene diagnostische Abklärungen beim Arzt durchgeführt werden, um die zugrunde liegende Ursache zu ermitteln. Hier sind einige der wichtigsten Untersuchungen und Tests, die in Betracht gezogen werden:

 

  1. Anamnese (Krankengeschichte):
    • Ausführliche Befragung zu den Symptomen, deren Dauer und Verlauf.
    • Fragen nach Lebensgewohnheiten (Ernährung, Schlafgewohnheiten, Stress, körperliche Aktivität).
    • Erfassung von Begleitsymptomen (z.B. Gewichtsverlust, Fieber, Schmerzen).
    • Familienanamnese und persönliche Krankengeschichte (frühere Erkrankungen, Medikamente).
  2. Körperliche Untersuchung:
    • Allgemeiner körperlicher Zustand.
    • Untersuchung von Herz und Lunge.
    • Überprüfung der Schilddrüse.
    • Neurologische Untersuchung.
  3. Labortests:
    • Blutbild: Überprüfung auf Anämie (Eisenmangel, Vitamin-B12-Mangel).
    • Blutzucker: Ausschluss von Diabetes.
    • Schilddrüsenfunktion: TSH, fT3, fT4 zur Überprüfung auf Hypothyreose oder Hyperthyreose.
    • Elektrolyte: Kalium, Natrium, Calcium, um Elektrolytstörungen auszuschließen.
    • Nieren- und Leberwerte: Überprüfung der Organfunktion.
    • Entzündungsparameter: CRP, BSG zur Erkennung von Entzündungen oder Infektionen.
    • Vitamin- und Mineralstoffstatus: Vitamin D, Magnesium.
  4. Spezielle Tests:
    • Hormonspiegel: Cortisol, um eine Nebenniereninsuffizienz auszuschließen.
    • Ferritin: Um den Eisenspeicherstatus zu überprüfen.
    • Autoantikörper: Bei Verdacht auf Autoimmunerkrankungen.
  5. Bildgebende Verfahren:
    • Ultraschall: Schilddrüse, Bauchorgane.
    • Röntgen: Thorax bei Verdacht auf Lungenprobleme.
  6. Spezielle Untersuchungen:
    • EKG: Bei Verdacht auf Herzprobleme.
    • Schlaflabor: Bei Verdacht auf Schlafstörungen (z.B. Schlafapnoe).
  7. Psychologische Abklärung:
    • Depression und Angststörungen: Da diese häufig mit Müdigkeit einhergehen.
    • Burnout: Bei chronischem Stress und Überlastung.

Diese Untersuchungen helfen dabei, mögliche körperliche, psychische und lebensstilbedingte Ursachen der lähmenden Müdigkeit zu identifizieren und entsprechende Behandlungsmaßnahmen einzuleiten. Der genaue Diagnostikplan wird individuell vom Arzt angepasst basierend auf der spezifischen Situation des Patienten.

 

Gibt es aus den Labor- und Anamnesedaten Hinweise auf eine Nebennierenbeteiligung?

Es gibt spezifische Symptome und Anzeichen, die auf eine Beteiligung der Nebennieren hinweisen könnten. Eine Nebenniereninsuffizienz (Addison-Krankheit) oder eine Überfunktion der Nebennieren (z.B. Cushing-Syndrom) kann zu lähmender Müdigkeit führen. Hier sind einige Hinweise, die auf eine Nebennierenbeteiligung hindeuten könnten:

Symptome der Nebenniereninsuffizienz (Addison-Krankheit):

  1. Chronische Müdigkeit und Schwäche: Ein häufiges Symptom ist eine anhaltende Erschöpfung, die auch nach ausreichendem Schlaf nicht verschwindet.
  2. Gewichtsverlust: Ungewollter Gewichtsverlust ohne erkennbaren Grund.
  3. Niedriger Blutdruck: Hypotonie, die zu Schwindel oder Ohnmachtsanfällen führen kann.
  4. Salzhunger: Verlangen nach salzigen Lebensmitteln.
  5. Hyperpigmentierung: Dunklere Hautstellen, besonders an Druckpunkten wie Ellbogen, Knien, Knöcheln und Faltenlinien.
  6. Magen-Darm-Beschwerden: Übelkeit, Erbrechen, Durchfall oder Bauchschmerzen.
  7. Appetitlosigkeit: Verminderter Appetit.
  8. Hypoglykämie: Niedriger Blutzucker, der zu Zittern, Schwitzen und Verwirrung führen kann.

Symptome des Cushing-Syndroms (Überfunktion der Nebennieren):

  1. Gewichtszunahme: Besonders im Gesicht (Mondgesicht), Nacken und Oberkörper (Stammfettsucht).
  2. Bluthochdruck: Hypertonie.
  3. Hautveränderungen: Dünne, leicht verletzliche Haut, violette Streifen (Striae) am Bauch.
  4. Muskel- und Knochenschwäche: Muskelschwäche, Osteoporose.
  5. Stimmungsschwankungen: Depressionen, Angstzustände oder Reizbarkeit.
  6. Erhöhte Infektanfälligkeit: Häufige Infektionen.
  7. Menstruationsstörungen: Unregelmäßige oder ausbleibende Menstruation bei Frauen.
  8. Gesichtsrötung: Rotes, aufgedunsenes Gesicht.

Diagnostische Abklärung zur Nebennierenbeteiligung:

  • Bluttests: Messung der Kortisol- und ACTH-Spiegel.
  • 24-Stunden-Urin-Kortisoltest: Zur Messung der Kortisolproduktion.
  • ACTH-Stimulationstest: Überprüfung der Nebennierenreaktion auf ACTH.
  • Dexamethason-Suppressionstest: Zur Diagnose des Cushing-Syndroms.
  • Bildgebende Verfahren: CT oder MRT der Nebennieren zur Erkennung von Tumoren oder anderen strukturellen Anomalien.

Bei Verdacht auf eine Nebennierenbeteiligung sollte ein Endokrinologe konsultiert werden, der auf Hormonstörungen spezialisiert ist und die entsprechenden Tests und Behandlungen durchführen kann. Ihr Arzt wird Ihnen eine Überweisung ausstellen. Ich hoffe, dass Sie dann nicht monatelang auf einen Termin warten müssen.

Autor: wm