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Krebs frühzeitig im Blut feststellen

Die Möglichkeit, Krebserkrankungen durch Blutuntersuchungen frühzeitig zu erkennen, bewegt sich immer näher an die Realität heran.

Eine bemerkenswerte Studie namens PATHFINDER hat gezeigt, dass es möglich ist, bösartige Tumore mittels einer einzigen Blutentnahme zu identifizieren, auch bei Menschen ohne offensichtliche Symptome.

Ein Beispiel aus der Studie verdeutlicht dies: Ein Mann um die 60 Jahre, der regelmäßig an den gesetzlichen Krebs-Früherkennungsuntersuchungen teilgenommen hatte und keine Symptome aufwies, wurde zufällig auf eine Studie aufmerksam gemacht, bei der mittels einer Blutprobe nach bösartigen Tumoren gescreent wurde. Nach der Teilnahme an der Studie wurde bei ihm ein fortgeschrittenes Gallengangskarzinom diagnostiziert.

Die PATHFINDER-Studie, die in den USA durchgeführt wurde, umfasste 6.662 gesunde Menschen über 50 Jahre, von denen einige Risikofaktoren für Krebserkrankungen hatten. Allen Teilnehmern wurde Blut entnommen, und dieses Blut wurde für einen sogenannten MCED-Test (Multicancer Early Detection = Krebsfrüherkennungstest) verwendet. Bei diesem Test wurde nach frei zirkulierender DNA (cfDNA = Erbsubstanz) gesucht, um festzustellen, ob es sich um normale Körperzell-DNA oder zirkulierende Tumor-DNA (ctDNA) handelte.

Die Genauigkeit bei der Bestimmung des Ursprungsgewebes war hoch, und die Computer-gesteuerte Auswertung konnte in 97 Prozent der Fälle das richtige Ausgangsgewebe auf Platz eins oder zwei seiner Vorschlagsliste setzen.

Die mit dieser neuen Methode rechtzeitig und frühzeitig gefundenen Tumore umfassten:

hämatologische Neoplasien (Leukämien)

Brustkrebs

oropharyngeale Karzinome (Zungenkrebs, Kehlkopfkrebs)

Lungenkrebs

Leberkrebs

Pankreaskrebs

Darmkrebs

Prostatakrebs

Ovarialkrebs (Eierstockkrebs)

Gallengangskarzinom.

Es ist wichtig zu beachten, dass die PATHFINDER-Studie nicht alle bösartigen Tumore entdeckte, die sich innerhalb von zwölf Monaten nach der Blutentnahme manifestierten. Dennoch war die Quote im Vergleich zu anderen Früherkennungsmethoden akzeptabel. Vor allem bot sie erstmals eine systematische Möglichkeit zur Früherkennung von Tumoren, für die bisher keine anerkannten Früherkennungsmethoden existierten.

Professor Reinhard Büttner, Pathologe am Universitätsklinikum Köln, ist von dieser Technologie begeistert und fordert große Studien in Deutschland, um ihre Anwendbarkeit weiter zu erforschen.

Die Möglichkeit zur potenziell ultrafrühen Diagnose interessiert auch andere Krebs-Experten wie Jill Walker von AstraZeneca in Cambridge. Es eröffnet die Aussicht, bösartige Tumoren bereits in prämalignen Stadien (= Frühstadium der Zell-Entartung) zu erkennen. Allerdings ist noch unklar, wie in solchen Fällen am besten medizinisch vorgegangen werden sollte. Eine Möglichkeit wäre eine engmaschige und hochsensitive Diagnostik. Eine andere könnte die Entwicklung von Therapiekonzepten sein, die prämaligne Läsionen eliminieren, um echte Krebsprävention zu betreiben, anstatt nur die Früherkennung zu fördern.

Abgesehen von der Erstdiagnose bei gesunden Personen könnten derartige Testmethoden (auch als Liquid Biopsie bezeichnet; eine einfache Blutabnahme) auch in anderen Bereichen Anwendung finden. Zum Beispiel könnten sie verwendet werden, um Krebspatienten nach einer erfolgreichen Operation auf Rückfälle zu überwachen, mit der Möglichkeit einer frühzeitigen Intervention, wenn herkömmliche Nachsorgemethoden noch nicht anschlagen würden.

Autor: WM