Zum Inhalt springen

Cholesterinsenker können Diabetes verursachen

HGM-coA Reductase with compactin
Nehmen Sie wegen erhöhter Cholesterinwerte evtl. auch einen Cholesterinsenker vom …statin-Typ? Dann sollten Sie die folgenden Informationen aufmerksam lesen und gegebenenfalls mit Ihrem Arzt besprechen.

Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, kurz BfArM, hat alle Pharmafirmen in Deutschland jetzt aufgefordert, in den Fachinformationen ihrer Cholesterinsenker vom Statin-Typ ab November 2012 folgenden Warnhinweis aufzunehmen:

Diabetes mellitus:
Es gibt Hinweise darauf, dass Statine als Substanzklasse den Blutzuckerspiegel erhöhen und bei manchen Patienten, die ein hohes Risiko für die Entwicklung eines zukünftigen Diabetes mellitus haben, eine Hyperglykämie hervorrufen können, die eine adäquate
Diabetesbehandlung erfordert.

Dieses Risiko wird jedoch von der Reduktion des vaskulären Risikos durch Statine aufgewogen und sollte daher nicht zu einem Abbruch der Statinbehandlung führen.

In Übereinstimmung mit nationalen Richtlinien sollten Risikopatienten (Nüchternblutzucker von 5,6 bis 6,9 mmol/L, BMI > 30kg/m2, erhöhte Triglyzeridwerte,
Hypertonie) sowohl klinisch als auch in Bezug auf die relevanten Laborwerte überwacht
werden.

Was heißt das?
Wenn Sie zur Gruppe der Risikopatienten gehören, die im Laufe ihres Lebens einen Diabetes mellitus entwickeln werden, dann sollten Sie sich, zusammen mit Ihrem betreuenden Arzt, ganz genau überlegen, ob Sie zur Senkung von erhöhten Cholesterinwerten tatsächlich Statine einnehmen.

Wer zählt zur Risikogruppe?
Wenn Ihr Nüchternblutzucker über 5,6 mmol/L ist, oder
Wenn Ihr BMI über 30 kg/m2 beträgt, oder
Wenn Sie erhöhte Triglyzeridwerte haben, oder
Wenn Sie an einem Bluthochdruck (Hypertonie) leiden.

Der beschwichtigende Hinweis, dass durch das jetzt bekannt gewordene Risiko einer möglichen Diabetesentstehung bei regelmäßiger Einnahme von Statinen, das Risiko einer Gefäßverkalkung zurückgehen würde, und damit der Vorteil einer Statintherapie überwiegen würde, ist so leider nicht korrekt.

Wie eine Nachuntersuchung einer Langzeitstudie (Veterans Affairs Diabetes Trial (VADT)) gezeigt hat, konnte durch die regelmäßige Einnahme von Statinen die zunehmende Gefäßverkalkung bei Diabetes-Patienten eben nicht gestoppt/reduziert werden!

Ganz im Gegenteil: Die Diabetes-Patienten, die regelmäßig Statine eingenommen hatten, entwickelten stärkere Gefäßverkalkungen als die Diabetes-Patienten, die selten bis keine Statine nahmen. Hier ist meiner Meinung nach das letzte Wort noch nicht gesprochen.

Wenn Sie einen erhöhten Cholesterinwert haben (offiziell: über 200 mg/dl) und der LDL-Wert ebenfalls über 150 mg/dl ist, dann wird Ihnen Ihr betreuender Arzt eventuell ein Statin-Präparat verordnen wollen.

Wenn Sie unsicher sind, dann können Sie im Blut einen LDL-Spezialtest im Labor durchführen lassen. Dabei werden vom LDL 7 Unterklassen untersucht. Nur die LDL-Klassen 3-7 sind problematisch hinsichtlich einer späteren Arteriosklerose-Entwicklung (Gefäßverkalkung).

Mittels dieses Tests können Sie ganz einfach feststellen lassen, ob Ihr erhöhtes LDL tatsächlich in die Gruppe der „gefährlichen“ LDLs gehört. Der Test kostet derzeit 62 Euro.

Von meinen getesteten Patienten mit erhöhtem Gesamtcholesterin bzw. erhöhtem LDL, haben nur sehr wenige LDLs aus den Klassen 3-7. Damit entfällt bei derart getesteten Patienten die Notwendigkeit einer Cholesterin-senkenden Therapie (z.B. mittels Statine). Die Therapie der Wahl bei erhöhtem Gesamtcholesterin ist immer eine Änderung der Ernährungsgewohnheiten. Lassen Sie sich von Ihrem Arzt dazu ausführlich beraten. Er kann das mit Ihrer Krankenkasse abrechnen. (Winfried Miller)

Ein Gedanke zu „Cholesterinsenker können Diabetes verursachen“

  1. Pingback: Erhöhte LDL-Cholesterinwerte durch Sport senken | MIS - Medicine Information Services

Die Kommentarfunktion ist deaktiviert.