Die Alzheimer-Krankheit ist eine neurodegenerative Erkrankung, bei der Betroffene allmählich ihre kognitiven Fähigkeiten verlieren. Diese schleichenden Symptome beginnen oft unspezifisch und äußern sich in Gedächtnisproblemen oder Orientierungsschwierigkeiten. Insbesondere im Frühstadium sind die Veränderungen subtil, aber erkennbar.
Ein wichtiges Frühstadium ist die leichte kognitive Störung (Mild Cognitive Impairment, MCI), die laut der aktuellen S3-Leitlinie „Demenzen“ ein relevantes Risikosyndrom für die Entwicklung von Alzheimer darstellt. Bereits in dieser Phase können typische Alzheimer-Symptome auftreten, und mithilfe bestimmter Biomarker lässt sich die Krankheit schon zu diesem Zeitpunkt diagnostizieren.
Das Stadium der leichten kognitiven Störung (MCI)
Im Stadium der leichten kognitiven Störung zeigen Betroffene erste Beeinträchtigungen, vor allem im episodischen Gedächtnis, also bei der Erinnerung an Ereignisse oder Informationen aus der jüngeren Vergangenheit. Typisch ist hier eine Gedächtnisstörung vom hippocampalen Typ, die durch Schwierigkeiten bei der Einspeicherung neuer Lerninhalte gekennzeichnet ist. Selbst wenn Betroffene Hinweise oder Schlüsselreize erhalten, können sie sich nicht an kürzlich Gelerntes erinnern. Dies deutet auf eine frühe Schädigung des Hippocampus hin, der eine zentrale Rolle bei der Bildung von Erinnerungen spielt.
Die Alzheimer-Erkrankung schreitet in verschiedenen Stadien fort, und das Stadium der leichten kognitiven Störung gilt dabei als entscheidend für eine frühe Diagnosestellung. Laut den internationalen Kriterien der International Working Group (IWG) kann Alzheimer bei typischen Gedächtnisstörungen und entsprechenden Biomarker-Hinweisen bereits in dieser Phase diagnostiziert werden.
Früherkennung mittels kognitiver Tests
Um eine mögliche Alzheimer-Erkrankung oder Demenz frühzeitig zu erkennen, spielt die Durchführung kognitiver Kurztests eine zentrale Rolle. Die aktualisierte S3-Leitlinie „Demenzen“ von 2023 empfiehlt solche Tests sowohl im spezialisierten Bereich (z.B. bei Fachärzten oder in Gedächtnisambulanzen) als auch im hausärztlichen Setting. Bei Verdacht auf eine kognitive Störung oder Demenz sollten diese Tests immer durchgeführt werden, insbesondere wenn Betroffene oder ihre Angehörigen von kognitiven Verschlechterungen berichten. Solche Tests helfen dabei, den Verdacht auf eine beginnende Demenz zu erhärten und gegebenenfalls eine weiterführende Diagnostik oder Therapie einzuleiten.
Die kognitiven Tests dienen dabei nicht nur der Bestätigung eines Verdachts, sondern können auch den Schweregrad der kognitiven Störung objektivieren. Wichtig ist hierbei, dass die Tests hohe Sensitivität (Fähigkeit, eine Störung zu erkennen) und Spezifität (Fähigkeit, eine Störung korrekt zu diagnostizieren) aufweisen. Laut der Leitlinie haben viele dieser Tests eine hohe diagnostische Genauigkeit – mit einer Sensitivität von 81 % und einer Spezifität von 89 %.
Die 4 wichtigsten kognitiven Tests
- Mini-Mental-Status-Test (MMST)
Der Mini-Mental-Status-Test ist einer der bekanntesten und am häufigsten eingesetzten kognitiven Tests. Er prüft verschiedene Bereiche der kognitiven Fähigkeiten, darunter Orientierung, Aufmerksamkeit, Gedächtnis und Sprache. Der Test dauert etwa 10 Minuten und liefert eine Punktzahl, die Aufschluss darüber gibt, ob eine kognitive Beeinträchtigung vorliegt und wie schwer diese ist. Allerdings zeigt der MMST bei leichten kognitiven Störungen eine geringere Sensitivität, was bedeutet, dass er frühe Anzeichen von Alzheimer möglicherweise nicht zuverlässig erkennt. - Montreal Cognitive Assessment (MoCA)
Der MoCA-Test wurde entwickelt, um die Grenzen des MMST zu überwinden, insbesondere im Hinblick auf leichtere kognitive Störungen. Er ist daher sensitiver und erkennt auch subtile Veränderungen im frühen Stadium einer Alzheimer-Erkrankung besser. Der MoCA erfasst neben Gedächtnis und Orientierung auch exekutive Funktionen, wie Planungsfähigkeit, sowie Sprache und Aufmerksamkeit. Die Durchführung dauert etwa 10 bis 15 Minuten. Wegen seiner höheren Sensitivität wird der MoCA in der Leitlinie für den Einsatz im hausärztlichen Bereich gegenüber dem MMST bevorzugt empfohlen. - Uhrentest
Der Uhrentest ist ein einfacher und schneller Test, der vor allem die visuokonstruktiven Fähigkeiten und das abstrakte Denken prüft. Die Testperson wird gebeten, eine Uhr mit einer bestimmten Uhrzeit zu zeichnen. Fehler bei der Platzierung der Zeiger oder Ziffern können auf kognitive Beeinträchtigungen hinweisen. Der Uhrentest wird oft zusammen mit anderen Tests verwendet, da er alleine weniger präzise Ergebnisse liefert, jedoch eine gute Ergänzung zur Beurteilung von exekutiven Funktionen und visueller Vorstellungskraft darstellt. - Demenz-Detektion (DemTect)
Der DemTect-Test wurde speziell entwickelt, um frühe Stadien einer Demenz, insbesondere leichte kognitive Störungen, zu erkennen. Er umfasst fünf Aufgaben, die Gedächtnis, sprachliche Flüssigkeit und numerische Fähigkeiten testen. Der Test dauert etwa 8 bis 10 Minuten und liefert eine Punktzahl, die in verschiedenen Altersstufen bewertet wird. Der DemTect ist besonders nützlich für die schnelle Früherkennung von Demenzen und wird oft als Ergänzung zu anderen Tests verwendet.
Wie geht es nach dem kognitiven Screening weiter?
Wenn ein kognitiver Kurztest auf eine Störung hinweist, empfiehlt die S3-Leitlinie weiterführende Untersuchungen. Diese sollen helfen, die Ursachen der kognitiven Beeinträchtigungen zu ermitteln und eine genaue Diagnose zu stellen. Hierbei kommen umfassendere neuropsychologische Testverfahren zum Einsatz, die von geschultem Fachpersonal durchgeführt werden müssen. Diese Tests sind komplexer und umfassen verschiedene kognitive Bereiche wie Sprache, Gedächtnis, exekutive Funktionen (Planung und Problemlösung), Aufmerksamkeit und visuelle Konstruktion. Zu den häufig verwendeten Testbatterien gehört der CERAD-plus-Test, der speziell für die Diagnostik von Alzheimer und anderen Demenzerkrankungen entwickelt wurde.
Fazit
Die Früherkennung von Alzheimer ist von entscheidender Bedeutung, da sie den Verlauf der Krankheit verlangsamen und die Lebensqualität der Betroffenen verbessern kann. Die aktuelle S3-Leitlinie empfiehlt, schon bei leichten kognitiven Störungen wie MCI diagnostische Maßnahmen einzuleiten, um Alzheimer frühzeitig zu erkennen. Dabei spielen kognitive Kurztests eine zentrale Rolle, insbesondere im hausärztlichen Bereich. Tests wie der MoCA oder der MMST können erste Hinweise auf eine kognitive Störung liefern und eine Grundlage für weiterführende Untersuchungen schaffen. Die frühzeitige Diagnosestellung ermöglicht es, passende Behandlungsstrategien zu entwickeln und die Lebensqualität der Betroffenen zu unterstützen.
Fragen Sie Ihren Hausarzt/Ihre Hausärztin, ob er/sie bei Ihrem Angehörigen einen MCI-Test durchführen kann. Der Mini-Mental-Status-Test (MMST) als Basistest dauert ca. 30 min.
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