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Trigeminus-Neuralgie

„Zunächst war es nur ein Ziehen und leichter Schmerz im Gesichtsbereich“ berichtet Anna, eine 55-jährige Lehrerin aus Hannover.

„Zwei Wochen hatte ich dann Ruhe und dann fing es erst richtig an. Ein schießender Schmerz. Keine Schmerztablette oder ähnliches hat mir geholfen. Ich habe mich damals wirklich hilflos gefühlt“.

Was Anna hier berichtet, sind die klassischen Symptome einer Trigeminusneuralgie.

 

 

Die Trigeminusneuralgie ist eine chronische Schmerzkrankheit des Trigeminusnervens. Dieser Hirnnerv ist für die Gefühlswahrnehmung des Gesichtes, wie auch für die Innervation, also die Versorgung mit Nerven der Kaumuskulatur verantwortlich.

Patienten mit einer Trigeminusneuralgie leiden schon bei kleinsten Berührungen, Luftzügen oder Kauen unter dem blitzartig einschießenden Schmerz, der meist Sekunden bis wenige Minuten andauert und typischerweise nur auf einer Seite des Gesichts auftritt. Dabei ist vor allem der Bereich des Ober- und Unterkiefers betroffen. Patienten können dabei sogar bis zu hundert Schmerzattacken am Tag erfahren.

Der Trigeminusschmerz tritt klassischerweise periodisch auf, sprich, es gibt Wochen oder Monate ohne Symptome, bevor es dann wieder zu einer Periode mit häufigen Attacken kommt. Frauen sind häufiger betroffen als Männer. Vor allem in der Altersgruppe 70-80 Jahren.

Nach dem heutigen Wissensstand liegt der Trigeminusneuralgie in den meisten Fällen eine Kompression des Hirnnerven am Hirnstamm durch ein umschlingendes Blutgefäß zu Grunde. Seltener kann der Schmerz auch von Tumoren, Gefäßmissbildungen und besonders bei jüngeren Patienten, durch Multiple Sklerose ausgelöst werden.

Die Diagnose einer Trigeminusneuralgie stellt der Arzt dabei aufgrund der typischen Schmerzsymptomatik. Dabei kann ein MRT helfen, die oben genannten, selteneren Ursachen zu diagnostizieren.

Wie schon eingangs von Anna berichtet, sind gängige Schmerzmittel bei einer Trigeminusneuralgie in der Regel wirkungslos. Im Falle von Anna und den meisten Patienten reicht eine medikamentöse Behandlung aus, um die Symptome zu kontrollieren. Hierbei kommen Medikamente der Gruppe Antikonvulsiva bzw. Antiepileptika zum Einsatz. Besonders wirksam ist dabei der Wirkstoff Carbamazepine. Dabei erfolgt die Dosierung individuell, bis der Patient schmerzfrei ist. Nach vier- bis sechswöchiger Beschwerdefreiheit kann unter ärztlicher Aufsicht eine stufenweise Reduktion der Dosis versucht werden.

Die Therapie kann jedoch mit starken Nebenwirkungen verbunden sein. Neben Allergien, Blutbildveränderung und einem Anstieg der Leberwerte, kann es, vor allem während der Therapie mit Carbamazepin, zu einer sogenannten Hyponatriämie kommen. Also einer Elektrolytstörung, bei der die Natrium-Konzentration im Blut zu gering ist.

Sollte die medikamentöse Behandlung mit zu vielen Nebenwirkungen verbunden oder nicht wirksam sein, gibt es eventuell auch noch operative Möglichkeiten, um dem Patienten zu helfen.

Dabei kann man grundsätzlich 3 verschiedene Behandlungsverfahren unterscheiden:

Im perkutanen Verfahren wird mittels Hitze oder Alkohol ein oder mehrere Äste des Trigeminusnervens kontrolliert ausgeschaltet. Dies ist ein neurochirurgischer Routineeingriff, mit einem gut anhaltenden Erfolg.

Bei der zweiten Methode, der mikrovaskulären Dekompression, wird der Gefäß-Nerv Kontakt mittels eines kleinen Stück Materials, wie zum Beispiel Teflon, abgepuffert/aufgehoben. Dabei sind dreiviertel aller Patienten nach der Operation anhaltend schmerzfrei.

Die dritte operative Möglichkeit ist die Radiochirurgie. Hierbei wird mittels eines speziellen Bestrahlungsgerätes ein Strahlenschaden von wenigen Millimetern im Bereich des Nervenverlaufs erzeugt. Dabei sind die Erfolgsaussichten nicht so gut wie bei der zweiten Methode, jedoch ist der Vorteil, dass es sich hierbei um ein Nicht-Invasives, also eine rein äußerliche Behandlungsoption handelt.

Sollten Sie unter ähnlichen Symptomen wie Anna leiden und die klassische Schmerztablette keine Verbesserung erzielen, sprechen Sie mit Ihrem Arzt. Ein Neurologe oder Neurochirurg kennt sich mit diesem Krankheitsbild sehr gut aus. Für weitere Informationen wenden Sie sich auch an die Deutsche Gesellschaft für Neurochirurgie (DGNC) e. V. (www.dgnc.de).

Autor: WM