In einer im Dezember 2013 veröffentlichten Studie kommen die Autoren zu dem Ergebnis, dass Frauen, die ein erhöhtes Brustkrebs-Risiko haben (s.u.), durch Langzeiteinnahme des Aromatasehemmers Anastrozol ihr individuelles Erkrankungsrisiko senken können.
Welche Frauen haben ein erhöhtes Brustkrebs-Risiko bzw ein erhöhtes Rezidivrisiko?
Frauen in der Menopause, die…
• zwei oder mehr Verwandte ersten Grades mit Brust- oder Eierstockkrebs haben
• Verwandte ersten Grades mit Brustkrebs haben, bei denen die Erkrankung vor dem 50. Lebensjahr auftrat
Frauen, bei denen bereits ein östrogenabhängiges DCIS (duktales Carcinoma in situ) festgestellt bzw. bei denen ein lobuläres Karzinom-in-situ oder eine atypische Hyperplasie diagnostiziert wurde, gehören ebenfalls zur Risikogruppe für Rezidive (Wiederauftreten von Tumorzellen in der gleichen Brust).
An der Studie nahmen 3864 Frauen teil. Alle hatten bereits die Wechseljahre hinter sich (waren postmenopausal) und hatten nach den o.g. Kriterien ein erhöhtes Brustkrebsrisiko bzw. ein Rezidivrisiko.
Etwa die Hälfte dieser Frauen hatte täglich 1 mg Anastrozol erhalten, die andere Hälfte lediglich ein Placebo (Scheinmedikament).
Im Beobachtungszeit von 5 Jahren entwickelten 40 Frauen aus der Anastrozol-Gruppe und 85 Frauen aus der Placebogruppe Brustkrebs.
Aus der Anastrozol-Gruppe starben 18 Patientinnen, aus der Placebo-Gruppe 17 Frauen. Hier zeigte sich demnach durch Anastrozol kein Vorteil hinsichtlich der Überlebenszeit.
Etwa ein Drittel der Patientinnen hatte die Anastrozol-Tablette wegen Nebenwirkungen unregelmäßig über 5 Jahre eingenommen (siehe auch Beitrag). 20 Prozent der Anastrozol-Patientinnen haben die Therapie wegen Nebenwirkungen abgebrochen.
Auf den ersten Blick könnte man meinen, dass die vorbeugende Einnahme von Anastrozol bei Brustkrebs-Risiko-Patientinnen von Vorteil sein könnte. Immerhin waren im Beobachtungszeitraum von 5 Jahren mehr als 50 Prozent weniger Brustkrebsdiagnosen gestellt worden. Auf die Sterblichkeitsrate durch Brustkrebs hatte die Langzeiteinnahme von Anastrozol jedoch keinen senkenden Einfluss.
Ich persönlich rate meinen Patientinnen von einer derartigen „Pseudo-Prävention“ ab. Risiko-Patientinnen rate ich zu regelmäßiger Mamma-Sonographie und gegebenenfalls zur MRT-Mammographie. Einigen Patientinnen auch zur klassischen digitalen Röntgen-Mammographie. Alle Risiko-Patientinnen werden kontinuierlich hinsichtlich des individuellen Östrogen-Stoffwechsels untersucht (Laboruntersuchungen) und entsprechend mit verfügbaren, natürlichen, den Östrogen-Stoffwechsel hilfreich beeinflussenden Substanzen (z.B. Indol-3-Carbinol) therapiert.
Sprechen Sie mich in der Sprechstunde darauf an! (Winfried Miller)