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Zirkulierende Tumorzellen im Blut als Prognosefaktor

Die Bestimmung der im Blut nachweisbaren zirkulierenden Tumorzellen ist beim Prostatakrebs seit mehreren Jahren eine zusätzliche Möglichkeit zur Beurteilung des Krankheitsverlaufs und des Therapieansprechens. Leider wird davon bisher zu selten Gebrauch gemacht.

In Speziallabors wird dazu eine vom Prostatakrebs-Patienten gewonnene Blutprobe auf verschiedene Eigenschaften der Tumorzellen untersucht. Es wird dabei die Anzahl der zirkulierenden Tumorzellen und deren Oberflächenstrukturen (ist das PSA-Merkmal ausgebildet? Ist das PSMA-Merkmal stark ausgebildet? Ist das B7-H3-Merkmal nachweisbar? Sind die Hormonrezeptoren aktiv?) festgestellt.

Anhand dieser Ergebnisse (die Resultate liegen innerhalb einer Woche vor) kann der komplementär-onkologisch erfahrene Arzt eine individualisierte Therapie einleiten und den Therapieverlauf in mehrmonatigen Abständen kontrollieren.

Die als „Startwert“ gemessene Tumoranzahl bei der ersten Laboruntersuchung auf zirkulierende Tumorzellen gilt als Bezugsgröße für die Einschätzung der bisherigen und der weiteren therapeutischen Bemühungen.

Aus im Blut nachweisbaren zirkulierenden Tumorzellen können sich Metastasen in verschiedenen Geweben (beim Prostatakrebs vor allem im Knochengewebe) bilden. Durch eine frühzeitige Untersuchung auf zirkulierende Tumorzellen kann das bisherige Ausmaß der Krebserkrankung abgeschätzt und der weitere Verlauf kontrolliert werden.

Der weitere Verlauf der messbaren Tumorzellzahl (Dynamik der zirkulierenden Tumorzellen) in den folgenden Monaten gibt Hinweise und Einblicke in das Therapieansprechen. Durch konsequente Nutzung dieser Diagnoseoption haben erfahrene Therapeuten eine Art „Frühwarnsystem“ in der Hand. Ein Ansteigen der Zahl zirkulierender Tumorzellen im Verlauf der Krebserkrankung muss den Therapeuten veranlassen, bisherige Therapiestrategien zu überdenken.

Das von mir persönlich seit Jahren in der täglichen Praxis favorisierte Nachweisverfahren für zirkulierende Tumorzellen ist das Maintrac®-Verfahren (www.maintrac.de). Im Unterschied zu anderen zirkulierenden Tumorzell-Nachweisverfahren kann ich beim Maintrac-Verfahren den Therapieerfolg bzw. das Nichtansprechen auf die bisherigen Therapiebemühungen leichter beurteilen. Neben den Veränderungen in der Anzahl der zirkulierenden Tumorzellen erhalte ich weitere wichtige Informationen zum Verlauf und der Qualität der Oberflächenmerkmale (B7-H3, PSMA, AR) der zirkulierenden Tumorzellen.

Einige Forscher propagieren in jüngster Zeit ein anderes Nachweisverfahren von zirkulierenden Tumorzellen. Der meiner Meinung nach entscheidende Nachteil dieses Verfahrens ist der Nachweis von nur sehr wenigen zirkulierenden Tumorzellen im Blut. Das liegt an der Methodik dieses Verfahrens. Was soll ein Therapeut mit einer Aussage anfangen „… es wurden 5 zirkulierende Tumorzellen nachgewiesen…“? Ist eine erfolgreiche Therapie dann bereits bei 4 oder 3 nachgewiesenen zirkulierenden Tumorzellen gegeben?

Die Erstbestimmung und die Bestimmung des Verlaufs zirkulierender Tumorzellen im Blut ist eine wichtige Diagnose- und Überwachungsoption in der komplementären Krebstherapie des Prostatakarzinoms. Individualisierte Therapieverfahren können damit überprüft werden. (Winfried Miller)