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Restless Legs – ruhelose Beine

Lorenzo bartolini, ninfa dello scorpione 04
Wenn die Beine nicht ruhiggehalten werden können, der Drang zur Bewegung quasi unbezwingbar ist, dazu ein Ziehen, Reißen, nadelstichartige Schmerzen und ein Ameisenkribbeln in den Beinen verspürt werden, dann handelt es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um eine neurologische Störung namens Restless Legs-Syndrom (RLS).

Vor allem nachts im Bett und untertags bei Ruhe treten diese Symptome auf.
Der Leidensdruck ist enorm. Reaktive psychische Probleme (Reizbarkeit, kognitive Störungen, Nervosität, Depression etc.) sind Folgen dieses Bewegungsdrangs. Die Lebensqualität ist im hohen Maße eingeschränkt.

Laut Experten sollen in Deutschland 10 Prozent aller Erwachsenen an dieser Symptomatik leiden; das wären immerhin rund 5-6 Millionen Erwachsene. Frauen sind doppelt so häufig betroffen.

Was ist der Grund für die Ruhelosigkeit in den Beinen?
Grundlage des RLS ist eine Funktionsstörung des Nervennetzwerks. Da die Substanzgruppe der Dopamine die besten therapeutischen Effekte zeigt, wird angenommen, dass die Ursache der Nervenstörung im Dopaminstoffwechsel der für die Muskelbewegung zuständigen Nerven liegt. Ein Eisenmangel im Gehirn soll eine wesentliche Rolle spielen.

Mehr als die Hälfte der Betroffenen hat eine positive Familienanamnese, soll heißen, dass es eine vererbbare (genetische) Komponente zu geben scheint. Eine einzelne Krankheitsursache konnte bisher nicht identifiziert werden.

Was kann dagegen getan werden?
Wenn die Symptome leicht sind, dann können zuerst nicht-medikamentöse Optionen versucht werden:
• Muskeldehnübungen bei Beginn der Mißempfindungen (Aufstehen, Kniebeugen)
• Wechselbäder der Unterschenkel
• Trockenbürsten der Beine
• Franzbranntwein auf die Unterschenkel einmassieren
• Abends kein Koffein, Kaffee, Nikotin

Wenn die Symptome stärker sind, dann bleibt i.d.Regel nur ein medikamentöser Therapieversuch:

Zuerst wird der Arzt ein dopaminartiges Arzneimittel verordnen. Retardierte L-Dopa-Präparate haben eine Wirkdauer von 3-4 Stunden.
Bei schwerer ausgeprägten Symptomen (auch wenn die Beschwerden untertags auftreten) werden Dopaminagonisten gegeben. Diese sind länger wirksam.

Opioide werden oftmals zusätzlich zu L-Dopa-Präparaten eingesetzt.
Meiner Erfahrung nach mit eher unbefriedigendem Erfolg.

Antikrampfmittel (Antiepileptika)
Pregabalin und Gabapentin sind Substanzen aus dieser Gruppe.

Valiumartige Präparate
Bei Schlaflosigkeit werden diese Substanzen zusätzlich eingesetzt. Die Gefahr der Abhängigkeit von diesen Substanzen ist bekannt. Von nicht wenigen Patienten wird das aber als das kleinere Übel angesehen.

Soll Eisen gegeben werden?
Wenn der Ferritinspiegel unter 50 microgramm/Liter ist, empfehlen die Experten die Eisenzufuhr. In leichten Fällen von RLS reicht das eventuell schon aus. Aufgrund der aktuellen Warnhinweise des Bundesinstituts für Arzneimittel (BfArM) kommt in der Praxis nur noch die Eisentherapie in Tablettenform in Frage. Dazu gibt es verträgliche Eisen-II-Präparate. Fragen Sie Ihren Arzt.

Im Bereich der orthomolekularen Medizin werden Hochdosis-Aminosäuren-Infusionen mit gutem Erfolg beim RLS eingesetzt. Diese Infusionen werden zuerst zweimal pro Woche über einen Zeitraum von 3 Wochen gegeben (sechs Infusionstermine). Danach kann beurteilt werden, ob der Betroffene davon profitiert. Sprechen Sie mich in der Sprechstunde darauf an.
(Winfried Miller)

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